Reformer sollten nicht nur physische Präsenz zeigen

Obwohl das Bundesheer in der Vergangenheit finanziell immer knapp gehalten wurde, quasi am Rand des Existenzminimums dahinvegetierte, hat es den Steuerzahler letztlich doch viel Geld gekostet. Das war freilich nicht die Schuld der Militärs, sondern der jeweiligen Politiker, die mit ihren diversen Umstrukturierungen nicht nur viel Geld verbrannten, sondern die Armee auch fast bis zur völligen Wehrlosigkeit demobilisierten.
Könnte man errechnen, wie viel Geld durch die Um- und Neugliederungen des Bundesheeres verpulvert wurde, einschließlich der damit verbundenen Käufe oder Verkäufe, die man später wieder bereuen musste, man käme wohl auf eine Summe, die bei der Zinsentilgung unserer Staatsschulden heute sehr hilfreich wäre.
Dabei weiß jeder gelernte Österreicher, dass ihm ein dreimaliger Wohnungsumzug letzten Endes so teuer kommt wie ein einmaliger Wohnungsbrand, bei dem alles vernichtet wird. Das Bundesheer ist in der Vergangenheit mehrmals „abgebrannt“, und zwar durch die Sprunghaftigkeit seiner Regierungspolitiker, die sich immer wieder was Neues für die Armee einfallen ließen, ohne diese wirklich nachhaltig zu einer effektiven Verteidigung zu befähigen.
Mit dieser Laschheit und Ratlosigkeit soll es nun vorbei sein, denn jetzt wird nicht mehr ab-, sondern aufgerüstet. Freilich werden dafür allein Waffenkäufe nicht reichen, denn das Heer braucht auch moderne Kasernen und vor allem mehr Personal.
Wenn man den jüngsten Aussagen von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner glauben darf, wird es jetzt ernst mit der Reform des Wehrdienstes, was eine der Grundvoraussetzungen für die Men-Power ist, die wir für eine effektive Verteidigung unsers Landes benötigen.
Aber bis dahin dürfte noch viel Wasser die Donau hinunterfließen. Fürs erste jedenfalls ortet der aufmerksame Beobachter Men-Power in einer 23köpfigen Kommission, die über die Neugestaltung des Wehrdienstes beraten soll, obwohl eigentlich klar ist, was zu tun wäre.
Wie der „Kurier“ in seiner Montagausgabe berichtete, wird der Kommission der Milizbeauftragte der Regierung vorsitzen, nämlich Generalmajor Erwin Hameseder, und Klaudia Tanner will bei der ersten Sitzung unbedingt dabei sein.
Am Ende der Beratungen – wann immer das sein wird – will sie sich das Ergebnis dann vorlegen lassen, heißt es – no, na net! Wie schön wäre es, wenn man am Ende dieser Beratungen den Mitgliedern der Wehrdienstreformkommission nicht mit denselben Worten gedankt werden muss, wie es am Sonntag in dem TV-Film „Tatort“ durch den TV-Polizei-Oberstleutnant Moritz Eisner geschah, der nach einer Konferenz zum TV-Polizeipräsidenten sagte: „Ich danke ihnen, dass sie physisch anwesend waren!“
Fotocredit Beitragsbild: Bundesheer/Johann Zaunbauer