Gejagter beißt bei Festnahme Polizistin

Unter Aufbietung ihrer offenbar letzten Körperkräfte laufen zwei Polizisten durch den Pollheimer Park einem offenbar imaginären „Verbrecher“ hinterher. Zwischendurch bleiben sie immer wieder einmal kurz stehen, um Luft zu holen, danach geht es mit der Verfolgung hurtig weiter.
Auf der Ringstraße fahren derweil aufgeregt Polizeiautos hin und her. „Hinter wem sind die her?“, frage ich mich. Und während ich noch darüber nachdenke und mit dem Auto neben den beiden rennenden Polizisten herfahre, biegt einer von ihnen beim „Café Mocca“ ins Schloss Pollheim ein.
Der andere hetzt auf der Ringstraße weiter bis zur Schmidtgasse. „Da muss was Furchtbares passiert sein“, denke ich. Es geschieht auch nicht alle Tage, dass ich mich mitten in einem Polizeieinsatz wiederfinde. Bestimmt wurde eine Bank überfallen oder man jagte einen dieser wildgewordenen Scooter-Fahrer, die sich an keinerlei Vorschriften halten…
„Endlich geht es denen einmal an den Kragen“, sage ich zu mir selbst und freue mich, dass die Polizei nun ernst macht bei der Bekämpfung des Roller- und Radler-Unwesens in der City. Da ich noch einen Termin habe, kann ich die Szenerie nicht weiter beobachten, gebe Gas und fahre davon in der Gewissheit, dass ich tags darauf aus der Zeitung alles darüber erfahren werde.
Fündig wurde ich erst zwei Tage später. In der Samstag-Ausgabe „Kronen-Zeitung“ vom 10. Mai lese ich dann, wem der große Auflauf galt und war enttäuscht: Es war weder ein Bankräuber, noch ein rabiater Scooter-Lenker, der gejagt worden war, sondern ein von Panik erfasster Dackel, der kreuz und quer durch die Straßen der Innenstadt lief. Warum man ihn unbedingt jagen und einfangen musste, erschloss sich mir nicht aus diesem Bericht.
Ich erfuhr nur, dass es sich bei dem Dackel um einen sogenannten Angsthund handelte. Dieser Begriff war mir bis dahin nicht geläufig. Also schaute ich nach, bei „Wikipedia“, wo ich las: „Ein Angsthund ist kein schwieriger Hund, sondern ein Hund, der die Welt als unsicher, bedrohlich oder unverständlich wahrnimmt.“
Komisch, denke ich, geht es heute nicht auch vielen Menschen so?
„Angsthunde zeigen oft Rückzugsverhalten, Erstarren, Zittern, Fluchtversuche, Aggression aus Überforderung oder totale Apathie“, lese ich weiter. Wäre dieser Dackel ein Mensch gewesen, hätte er sich in der Schmidtgasse ins Lokal namens „Dackel“ zurückziehen können, um sich bei einigen Achterln zu beruhigen.
Das konnte der Hund natürlich nicht, weshalb er beim Einfangen durch die Polizei einer Beamtin prompt in den Daumen und Zeigefinger biss, sodass diese im Spital behandelt werden musste.
Muss der närrische Dackel nun mit seiner Abschiebung rechnen? Bei ihren Recherchen hatte die Polizei nämlich herausgefunden, dass es sich bei dem Gejagten um einen Hund aus Ungarn handelt. So bleibt jetzt nur noch die Hoffnung, dass Viktor Orban seinen „Flüchtling“ wieder bei sich aufnehmen wird. Oder etwa nicht? Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als ihn durchzufüttern.