Die Wochen nach der Wien-Wahl werden entscheidend sein

Gegenüber seiner Partei hat Christian Stocker die in ihn gesetzten Erwartungen schon erfüllt: Er hat das Bundeskanzleramt für die ÖVP gesichert. Dafür wurde er jetzt auch zum Bundesparteiobmann der Schwarzen gewählt.

Dem österreichischen Volk gegenüber, das Stocker als Kanzler gar nicht haben will, muss er freilich noch liefern und auch beweisen, dass er das von seinen vielen schwarzen Vorgängern im Kanzleramt ruinierte Land wieder nach vorn bringen kann. Denn die Schulden wurden nicht erst seit Kanzler Kurz angehäuft.
Die Erwartungen, die die Bürger in Stocker setzen, sind ohnehin nicht sehr hoch. Von einigen Medien in diesem Land wird er trotzdem schon zum Heilsbringer hochstilisiert, wobei hier wohl mehr Wunschdenken im Spiel sein dürfte.
Ein mediales Kleinformat sieht in ihm sogar einen zweiten „Churchill.“ Mit Blut, Schweiß und Tränen, so wird gehofft, könnte Stocker sein Volk zwischen Boden- und Neusiedlersee aus dem Schlund des alles zu verschlingen scheinenden Budgetloches wieder in lichte Höhen führen. Fehlte nur noch eine Ansprache von ihm a la Bundeskanzler Leopold Figl in der ersten Nachkriegsweihnacht im Dezember 1945.
Stocker wird sich auf eine Durchhalteansprache mit dem Hinweis, den Gürtel enger zu schnallen und an dieses Österreich zu glauben, vermutlich nicht einlassen, weil Ähnliches einmal schon Karl Nehammer versuchte und damit kläglich scheiterte. Denn ohne selbst mit gutem Beispiel voranzugehen, klappt so etwas nicht. Und ein gutes Beispiel haben in den letzten Jahren weder die Türkisen noch die Schwarzen abgegeben. Im Gegenteil: Unter der derzeitigen Koalitionsregierung wurde der Staatsapparat noch einmal mit Regierungsposten aufgebläht. Deshalb würde ein gemeinsamer Kraftanstrengungsapell nicht verfangen.
Stocker wird es schwer haben, die von den vielen Lügen der Regierenden schon schwer enttäuschte und abgestumpfte Bevölkerung zu motivieren, zumal sie jetzt wieder als Melkkuh der Nation herhalten soll. Denn dass ihr nicht wieder das Geld mit neuen Steuern aus der Tasche gezogen werden soll, wie Stocker in Interviews verspricht, glaubt sie nicht.
Doch die Stunde der Wahrheit rückt unerbittlich näher und die Wochen nach der Wien-Wahl „werden entscheidend sein“, um einige der berühmt gewordenen Worte des ehemaligen Gesundheitsministers Rudi Anschober aus der Corona-Zeit zu strapazieren.