Ruf nach Polizeiüberwachung wird lauter
Die Welser City-Flanierer scheinen zusehends genervt zu sein. Es ist hoch an der Zeit, wettern diese unisono, dass das Radler- und Roller-Rowdy-Unwesen in unseren Straßen endlich eingebremst wird. Auch für diese Verkehrsteilnehmer gelte die Straßenverkehrsordnung, wenn sie schon selbst nicht fähig sind, Rücksicht zu nehmen.
Von Kurt Guggenbichler
Das ist der Tenor einer schnellen Befragung von Passanten in der Bäckergasse und Schmidtgasse, wo es immer wieder zu unliebsamen Vorfällen zwischen der zweirädrig rollenden und der zu Fuß gehenden Bevölkerung kommt.
Erst unlängst vermochte sich ein Besucher, der im Schanigarten der Konditorei Urbann verweilte, durch ein schnelles Zurückziehen seiner ausgestreckten Beine vor einer schlimmen Verletzung zu bewahren. Zum Glück hatte er den im schnellen Tempo durch die Fußgängerzone daherstrampelnden Radl-Rowdy noch im letzten Moment bemerkt.
Müssen die hier nicht ihre Räder schieben? fragte eine Frau, die Zeugin des Beinahe-Zusammenstoßes geworden war.
Klar, antwortete ein anderer Gast: Aber die meisten hier – und damit meinte er auch die für ihn „infantilen“ Scooter-Fahrer – rasen hier im Affentempo durch die Straßen der Stadt, dass den Leuten oft gar nichts Anderes übrigbliebt, als reaktionsschnell zur Seite zu springen, wenn sie es denn schaffen.
Während sich Autofahrer im Straßenverkehr penibel an die Verkehrsvorschriften halten müssen, haben Radler- und Rollerfahrer offenbar Narrenfreiheit. Polizisten zur Überwachung dieser Spezies werden kaum gesichtet und auch die Ordnungswache scheint nie da zu sein, wenn man sie bräuchte, klagen leidgeprüfte Welser Passanten.
Das Problem dürfte aber weder der Ordnungswache noch der Polizei unbekannt sein, zumal erst am 16. Juli ein 36-jähriger Radler fast in das Auto eines Polizisten hineingekracht wäre. Der Vorfall hatte sich nicht in der Innenstadt zugetragen, sondern auf der Billrothstraße, also eher am Stadtrand, wo diese Radler ebenfalls schon zur Landplage geworden sind.
Nur weil der Autofahrer – ein Polizist außer Dienst, der gerade auf dem Heimweg war – seinen Wagen in der Billrothstraße noch rechtzeitig abgebremst hatte, ist nichts passiert. Der Radler hatte ihm den Vorrang genommen. Weil dieser auch etwas angetrunken an diesem Tag wirkte, rief der Polizist seine Kollegen herbei. Die ließen den Radler blasen und stellten damit von Amts wegen seine Alkoholisierung fest, worauf sie ihm die Weiterfahrt untersagten. Damit dürfte er in Wels auch nicht der einzige sein, der betrunken in die Pedale tritt.
Den Fahrweisen dieser Leute nach zu schließen, möchte ich nicht wissen, wie viele davon angeheitert oder bekifft durch die Straßen radeln, hieß es tags darauf an den Wirtshaustischen. Doch eine strengere Polizeiüberwachung von Scooter-Fahrern oder Drahtesel-Reitern war in den Tagen danach nicht zu beobachten. Für viele Welser grenzt diese offenbar behördliche Ignoranz fast schon an Arbeitsverweigerung.
Die Polizei hält meist dagegen, dass sie weder die Zeit noch das Personal hat, um sich um diese Bagatellen zu kümmern, was ihr kürzlich „fast angefahrener Kollege“ allerdings nicht für eine solche gehalten haben dürfte. Daher werden die Beinahe-Unfälle wohl oder übel weitergehen und irgendwann einmal vermutlich wirklich schwere Crashs verursachen.
Nur zwei Tage nach dem Vorfall mit dem betrunkenen Radler in der Billrothstraße war ein Rennradler auf der Ringstraße wohl so schnell unterwegs, dass er einen Zusammenstoß mit einem vorsichtig ausparkenden Autofahrer nur vermeiden konnte, indem er sein Rad verriss und dabei stürzte. Die Schuld dafür versuchte er dann dem ausparkenden Autolenker in die Schuhe zu schieben. Klar: Schuld sind natürlich immer die Autofahrer.
Dasselbe gilt für Fußgänger, die über die vielen, wahllos abgestellten E-Roller stürzen. Diese stehen meist behindernd in der Gegen herum und gleich drei besonders wild hinterlassene Exemplare waren am 25. Juli zu Mittag an der Salzburger Straße zu sehen (siehe Foto).