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Jugendstudie: Die Stadt Wels und ihre Jugend

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Wie geht es den Jugendlichen in der Stadt Wels? Wo braucht es Handlungs- und Unterstützungsbedarf, oder wie sicher fühlt sich unsere Jugend in der Stadt? Wenn es um das Thema Jugend geht, gibt es zahlreiche Vorurteile, vorwiegend negative. Um darauf Antworten zu erhalten, beantragte die Stadt eine groß angelegte Jugendstudie.

Im Bild (v.l.): Bürgermeister Dr. Andreas Rabl, Jugendforscher Prof. Mag. Bernhard Heinzlmaier und Jugendreferent Vizebürgermeister Gerhard Kroiß. | Bild: Stadt Wels

Allgemeines

Erfreulich ist, dass die Jugend in Wels mit ihrem Leben überwiegend zufrieden ist und positiv in ihre Zukunft blickt. Für die Gesellschaft allerdings sieht sie eher düstere Zeiten aufkommen. Sorgen bereiten der Jugend von heute vor allem die Teuerung, die soziale Ungleichheit oder mangelnde Solidarität. Der Großteil der Jugendlichen lebt aber gerne in Wels und fühlt sich auch sicher.

Die Ergebnisse der aktuellen Jugendstudie für Wels unter der Leitung von Prof. Mag. Bernhard Heinzlmaier vom Institut für Jugendkulturforschung in Wien zeichnen durchaus ein positives Bild der Jugend in Bezug auf unsere Stadt. Insgesamt wurden 500 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 29 Jahren von Oktober 2023 bis Mitte Februar 2024 befragt und sechs Experteninterviews mit Schuldirektoren, Polizisten, Streetworkern und Jugendbetreuern geführt.

Abgefragte Themenbereiche

Diese waren beispielsweise:

  • Lebenszufriedenheit
  • Blick auf die Zukunft
  • Identitätsgefühl bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund
  • Mobilität
  • Gleichstellung und Religion
  • Vertrauen in die Politik
  • Leben in Wels
  • Ehrenamtliches Engagement

Wichtigste Ergebnisse

  • Das Leben in Wels

Die überwältigende Mehrheit – 73,9 Prozent der Jugendlichen – lebt gern in Wels. 65,4 Prozent fühlen sich sicher, und mehr als 63 Prozent halten Wels für eine lebenswerte Stadt. Am liebsten leben mit 74,1 Prozent die 14- bis 19-jährigen in Wels. Im Vergleich zwischen Männern und Frauen führen erstere mit 78,7 Prozent. Jugendliche mit Migrationshintergrund leben zu 75,1 Prozent gerne hier.

  • Zukunftsperspektiven

Die Jugendlichen in Wels haben trotz vieler aktueller Herausforderungen ihren Optimismus nicht verloren. Die große Mehrheit der Befragten blickt ihrer Zukunft positiv entgegen (91,3 Prozent). Bei der Gruppe der autochthonen Österreicher gibt nahezu jeder an, seine Zukunft positiv zu sehen (96,1 Prozent). Angesichts großer Krisen (Corona, Energie, Teuerung, Klima) sind die Werte bemerkenswert.

Die größten Sorgen bereiten den Jugendlichen die Inflation, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich und die abnehmende Solidarität in der Gesellschaft. Nahezu die Hälfte aller Jugendlichen – insgesamt 44,8 Prozent – erkennt bei anderen Jugendlichen vermehrt psychische Probleme. Auch die Angst vor Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit 44 Prozent oder ein hohes Aggressionspotenzial (43,5 Prozent) beschäftigen die Welser Jugend und bereiten ihr Sorgen. Im Schnitt machen sich die Mädchen generell mehr Sorgen als die Burschen. Die Stadt Wels bietet für die unterschiedlichsten Problemlagen zahlreiche Einrichtungen und Beratungsstellen – wie beispielsweise die Familien- und Beratungsstelle, die Jugendtreffs, eine Alkohol- und Suchtberatungsstelle oder die Streetworker – die Jugendlichen bei Problemen hilfreich zur Seite stehen.

  • Religion und Gleichstellung

Religion spielt bei den meisten Jugendlichen heute eine untergeordnete Rolle. Nicht einmal 32 Prozent der Jugend bezeichnet sich als religiös. Bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind es noch 44,6 Prozent, die angeben, streng religiös beziehungsweise religiös zu sein, bei jenen ohne Migrationshintergrund nur noch 17 Prozent. Gebetet wird unter den jungen Welsern kaum noch. Lediglich 23,5 Prozent geben an, regelmäßig zu beten. Betreffend die Aussage „Eine Frau ist dem Mann gegenüber gleichgestellt“ herrscht hingegen mit 86,9 Prozent große Einigkeit und Zustimmung. Auch Jugendliche mit Migrationshintergrund stimmen dieser Aussage zu fast 85 Prozent zu.

  • Vertrauen in die Politik

Nicht einmal jeder zweite von zehn Jugendlichen (16,6 Prozent) hat Vertrauen in die österreichische Politik. Bei der Gruppe der 25- bis 29-jährigen liegt der Anteil sogar unter 10 Prozent. Anders sieht es mit der Politik in Wels aus: Hier ist das Vertrauen mit 38,5 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in die gesamtösterreichische Politik. Bei den 14- bis 19-jährigen liegt der Anteil bei 43,4 Prozent, bei den autochthonen Jugendlichen bei 41,5 und bei jenen mit Migrationshintergrund bei 35,8 Prozent.

  • Identitätsgefühl von Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Die Stadt Wels verzeichnet den höchsten Ausländeranteil Oberösterreichs. Mit Stand 1. Jänner 2021 lebten hier insgesamt 20.552 Menschen, die im Ausland geboren sind. Das sind 32,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Stadt Wels ist damit jener österreichische Bezirk mit der höchsten im Ausland Geborenen außerhalb von Wien.

Jugendliche mit Migrationshintergrund müssen sich oft den Vorwurf gefallen lassen, dass ihnen Österreich und seine Werte nicht wichtig sind. Die Ergebnisse der Jugendstudie zeigen, dass dieser Vorwurf nicht auf Wels zutrifft. Fast jeder siebte Jugendliche mit Migrationshintergrund fühlt sich als Österreicher. Lediglich 13,8 Prozent sehen sich nur als Mensch aus ihrem jeweiligen Herkunftsland beziehungsweise Herkunftsland ihrer Familie. 67,7 Prozent sind stolz darauf, Österreicher zu sein, für 58,7 Prozent sind auch die österreichischen Traditionen wichtig, und fast 83 Prozent fühlen sich als Teil von Österreich.

  • Ehrenamtliche Tätigkeit

Viele Welser Vereine klagen über fehlenden Nachwuchs. Es scheint immer schwieriger zu werden, Kinder und Jugendliche für ehrenamtliches Engagement zu begeistern. Lediglich 17 Prozent aller Jugendlichen in Wels gehen einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach, vor allem männliche Jugendliche sind in einem Verein aktiv (27,4 Prozent). Bei Frauen liegt der Anteil bei nur 6 Prozent. Der Großteil ist Mitglied in einem Sportverein (51,6 Prozent), gefolgt von Musik- und Tanzvereinen (38,8 Prozent). Nicht einmal die Hälfte aller Jugendlichen kann sich zudem vorstellen, sich ehrenamtlich in der Freizeit zu engagieren.

Fazit aus der Studie / Maßnahmen

Trotz der überwiegend positiven Ergebnisse der Jugendstudie werden auch einige Problemfelder sichtbar. Hier soll künftig angesetzt und verstärkt Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Ausbau der Ehrenamtskoordinierung. Das ehrenamtliche Potenzial, welches auch in der Jugend schlummert, soll gehoben werden.
  2. Eine große von der Stadt Wels unterstützte Werbeaktion der Sport-, Sozial- und Kulturvereine, um junge Mitglieder zu gewinnen.
  3. Vernetzung der Schulen mit dem Land Oberösterreich gemeinsam mit der Polizei über kostenlose Präventionsprogramme.
  4. Verstärkte Zusammenarbeit der Polizei mit den Streetworkern.
  5. Ausbau der Ressourcen in der Schulsozialarbeit.
  6. Ausbau des kostenfreien Freizeitangebotes (Motorikpark, neue Skateboardhalle, Flächen im zu erweiternden Volksgarten etc.).

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