Die Kluft zwischen Volk und Staatsführung wird größer

Die Regierung eines Landes wie Österreich, das eine der höchsten Steuerquoten im EU-Raum hat und das seine Bürger darüber hinaus noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit zur Kasse bittet, weil der Staat mit dem Steuergeld nicht umgehen kann, sollte gefälligst auch dafür Sorge tragen, dass eben diese Bürger nicht auch noch mit privater öffentlicher Bettelei belästigt werden.
Viele Österreicher fühlen sich nämlich diskriminiert, wenn sie heute vor Supermärkten oder in Fußgängerzonen von dubiosen Zeitungsverkäufern oder kniefälligen „Huthinhaltern“ regelrecht „gestalkt“ werden. Selbst wenn sie wollten, könnten die meisten Österreicher nichts mehr spenden, weil ihnen Vater Staat schon einen Großteil ihres sauerverdienten Salärs abgenommen hat. Dafür muss er nicht betteln. Das Wenige, das die Ausgequetschten – sprich: Besteuerten – danach noch an Moneten in ihren Geldbörsen haben, fressen Inflation und Energiekosten auf.
Eigentlich müsste sich der brav arbeitende Mittelstandsbürger schon selbst mit dem Hut auf die Straße setzen und für die üblichen Bettlerplätze im Stadtgebiet Eigenbedarf anmelden, wenn er sich nicht mit Diebstählen über Wasser halten möchte, was für die Anständigen unter ihnen ohnehin nicht in Frage kommt. Nicht von ungefähr boomen daher Sozialmärkte, aber auch Firmenpleiten, die laufend weitere Arbeitslose produzieren.
Die meisten von ihnen werden noch (!) durch unser soziales Netzt aufgefangen, doch die Zahl der Menschen steigt, die sich morgens fragen: Woher Geld nehmen, um über die Runden zu kommen, und nicht stehlen? Diese Frage warf nun auch FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker im Parlament auf, wo er aber auch klipp und klar erklärte: „Gestohlen wird immer nur durch den Finanzminister, der in die Säcke der Bürger greift und sich hinausnimmt, was er braucht.“
Daraufhin hat im Parlamentspräsidentin Doris Bures (SPÖ) prompt das Mikrophon abgedreht. Klar: Unangenehme Wahrheiten will man in der Pipi-Langstrumpf-Republik nicht hören, weil sich die regierende Verliererkoalition die Welt zwischen Boden- und Neusiedlersee so zurechtmacht wie es ihr gefällt.
Mit dieser Methode hat schon die letzte, ebenfalls nicht gewählte Regierung, Schiffbruch erlitten. Denn in ihrem „phantastischen“ Zusammenwirken ist es der ÖVP und den Grünen gelungen, unsere Wirtschaft erfolgreich zu demolieren. Vielleicht machen Sie sich einmal Gedanken, ob das mit ihrem Tun und Wirken zu tun haben könnte, in welchen Zustand sich unser Land heute befindet, sagte Hafenecker und hatte dabei die ehemalige Umweltministerin Leonore Gewessler und wohl auch Ex-Kanzler Karl Nehammer vor Augen. Die ÖVP habe damals „jeden Blödsinn der Grünen mitgetragen“, monierte er und spielte damit vor allem auf die Einführung der unseligen CO2-Steuer an, die mehr geschadet habe als genutzt.
Aber hat die ÖVP aus dem letzten Desaster vielleicht etwas gelernt? Offenbar nicht, weil sie nicht nur weiter auf den Abgrund zumarschiert, wie Hafenecker sinngemäß wetterte, sondern nun auch noch ganz unverschämt in die Taschen von Pendlern, Familien und Landwirten greift, die sich ihrem Wehklagen zufolge, finanziell ohnehin kaum noch rühren können. Daher fragen sich nicht nur die Betroffenen: Geht man als angeblich fürsorglicher Staat so mit seinen Bürgern um?
Titelbild: © APA / HANS KLAUS TECHT