StartAllgemeinAusstellung über turbulente Jahre in der Erlauf-Region

Ausstellung über turbulente Jahre in der Erlauf-Region

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Panther-Panzer im Scheibbser Bahnhofsareal

Die zeitgeschichtliche Ausstellung mit dem Titel „Verdrängt, und nicht vergessen“, die ab 26. März in Purgstall (NÖ) zu sehen sein wird, dürfte trotz ihrer lokalen Begrenzung auf den Bezirk Scheibbs im Mostviertel auch historisch interessierte Menschen aus Oberösterreich (wie auch aus anderen Bundesländern) interessieren. Denn darin, so heißt es, werden einige noch nie gezeigte Dokumente und Fotos gezeigt.

In dieser Präsentation geht es um die Jahre von 1926 bis 1945, die von vier großen Ereignissen geprägt waren, wie der Kurator und Lokalhistoriker Franz Wiesenhofer betont. Die Gestalter behandeln daher nicht nur der nationalsozialistischen Ära in der Region, sondern dokumentieren auch das Kriegsende, die russische Besatzungszeit wie auch den Wiederaufbau und die Gründung des souveränen Staates Österreich. Diese Abschnitte stellen sie aber nicht nur aus der Sicht der großen Geschichtsschreibung dar, sondern hauptsächlich aus dem Blickwinkel der sogenannten kleinen Leute.

Kriegsende im Mostviertel: Panther-Panzer im Bahnhofsareal von Scheibbs. | Foto: Sammlung Franz Wiesenhofer

Um mit den Worten des Historikers und Universitätsprofessors Gerhard Jagschitz zu sprechen, wird in dieser Ausstellung „der Geschichte von oben die Geschichte von unten“ gegenübergestellt, wie es Franz Wiesenhofer in seinen beiden reich bebilderten Büchern „Verdrängt, nicht vergessen“ machte, die 2013 beziehungsweise 2015 erschienen sind.

Der Purgstaller Buchautor und Ausstellungskurator Franz Wiesenhofer. | Foto: Hildegard Wiesenhofer

Ihre Inhalte bildeten die Grundlage für die im Saal des Purgstaller Gästehauses arrangierte Exposition, in der auf Bildtafeln die Erlebnisse diverser Zeitzeugen wiedergegeben werden. Bei den ausgewählten Menschen handelt es sich nicht nur um Einheimische, sondern auch um russische Besatzungssoldaten, die sich auch im Bezirk Scheibbs zehn Jahre lang aufgehalten haben.

Die Sicht all dieser Leute auf die damalige Zeit, soll mit dieser Ausstellung nun auch einem Publikum nahegebracht werden, das lieber schaut und kurze Informationen schnell in sich aufnimmt, als diese lang und ausführlich in Fachbüchern zu lesen.

Doch auch bei den Besuchern der Schau dürfte sich beim Betrachten der Fototafeln und anderer dort präsentierter Erinnerungsstücke letztlich ein Bild formen, dass die Zeiten von damals gut erklärt und verständlich macht, wie auch die Mitgestalter der Ausstellung, der Verein „Erlaufer Bildungskreis“, hoffen.

Besonderes Interesse dürfte vermutlich das Foto von der Bergung einer Militärmaschine aus dem Lunzer See finden. Dabei handelt es sich um eine Aktion aus dem Jahr 1955, doch im Wasser lag die Maschine bereits seit 1945. Im Winter dieses Jahres war US-Leutnant Stanley Walters mit seinem amerikanischen Lightning-Jagdbomber (Lockheed P-38) auf dem damals zugefrorenen und schneebedeckten See notgelandet, den er für eine große Wiese gehalten hatte.

Aus dem Lunzer See geborgen: Am Ufer die Reste des US-Jagdbombers vom Typ Lightning (Lockheed P-38).
Fotos: Sammlung Franz Wiesenhofer

Nachdem er gefangen genommen wurde, verblieb sein Flugzeug am Notlandeplatz, bis es nach Einsetzen des Tauwetters im beginnenden Frühjahr 1945 in der Tiefe des Lunzer Sees unterging. Dort lag es dann fast unversehrt und in einem Stück am Grund. Beschädigt wurde die Maschine erst bei der Bergung, zum Leidwesen aller Flugzeugfans.

Das Foto mit den deutschen Panther-Panzern, die das Kriegsende am Bahnhof von Scheibbs erlebten, dürfte ebenfalls nicht nur die Aufmerksamkeit von Historikern finden, sondern auch von Militärfahrzeuge-Liebhabern. Man hätte damals schon einige Exemplare aufsammeln sollen, um sie für die Nachwelt in einem Museum zu bewahren, heißt es aus heutiger Sicht. Doch damals hatten die Leute andere Sorgen.

Die Besatzer kümmerten sich dafür umso mehr um die Panzer, indem sie diese in Teile zerlegen und dann abtransportieren ließen. Da die Russen damals selber kaum etwas hatten, wie man sich erzählt, konnten sie alles gut gebrauchen. Das galt im Übrigen auch für die Einheimischen. Vor allem um die Rohre der Panzerkanonen, die aus bestem Stahl gefertigt waren, soll es ein großes „G’riss“ gegeben haben, wie Zeitzeugen berichteten und ihren Beobachtungen zufolge soll auch ein Spezialschweißer aus den Steyrer-Werken Teile dieses wertvollen Guts beiseitegeschafft haben.

Hinweis: Die geschilderte „Gedenkjahre-Ausstellung“ ist von 26. März bis 13. April in 3251 Purgstall, Pöchlarnen Straße 21 (im Saal des Gästehauses Veronika) zu sehen, und zwar jeweils von Mittwoch bis einschließlich Sonntag in der Zeit von 13.30 bis 17 Uhr.

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