Junge Leute schaffen kaum noch die Fahrradprüfung
Auch in der Stadt Wels gibt es mit Radler-Rowdys und rücksichtslosen E-Scooter-Lenkern schon längere Zeit Probleme. Doch diese werden auch mit verstärkten Polizeipatrouillen nicht in den Griff bekommen zu sein, sofern die Beamten ihre Streifendienste weiterhin mit dem Auto absolvieren.
Die relativ hohe Präsenz an Polizeiautos, die sich in letzter Zeit verkehrsüberwachend durch die Stadt bewegen, ist den Welsern bereits angenehm aufgefallen. Doch gegen die rasanten Elektrorollerpiloten oder wildgewordene Pedalritter vermögen die Uniformierten kaum etwas auszurichten.
Denn sobald diese in ihrem Streifenwagen eine Verkehrsübertretung dieser speziellen und problematischen Verkehrsteilnehmer gewahren, verschwinden die rollenden Rowdys wieselflink in den nächstbesten Straßen, Gassen und Winkeln, in denen ihnen die Polizisten mit ihren Einsatzwagen nicht zu folgen vermögen, klagte ein Wachebeamter aus dem Revier Dragoner Straße dem „Wels-Report“.
Um sie zu erwischen und auch amtshandeln zu können, wäre „Waffengleichheit“ von Nöten, heißt es. Damit gemeint sind Streifen der Polizei, die sich ebenfalls mit E-Scootern fortbewegen. Doch angesichts des maroden Staatsbudgets wie auch des Personalmangels und der vielen Überstunden, die Polizeibeamte schon länger zu leisten haben, dürfte es Polizeipatrouillen mit E-Scootern so schnell wohl nicht geben.
Daher werden unvorsichtige, rabiate, betrunkene wie auch „zugedröhnte“ Elektroroller-Kamikaze weiterhin und oft auch noch zu zweit auf einem Roller durch die Welser Straßen flitzen und sich selbst und das Leben anderer gefährden, ohne eine Abstrafung befürchten zu müssen.
Die Folge wird eine weitere Ausuferung dieser Verkehrsproblematik in Wels sein, aber auch bundesweit. Das belegen Zahlen, die Verkehrsexperten schon länger schwer im Magen liegen. Denn seit 2019 ist die Anzahl der Personen, die nach E-Scooter-Unfällen ins Spital mussten, österreichweit von 1200 auf 6000 gestiegen und Dreiviertel davon sind selbst die Verursacher ihrer Malheurs gewesen.
Hauptsächlich führten Fehleinschätzungen der Fahrer sowie Ablenkung und Unachtsamkeit zu den Unfällen. „Die rasen mit extrem hoher Geschwindigkeit über Gehwege und Schutzwege, dass einem angst und bange wird“, sagt ein älterer Welser. „Danach schmeißen sie den Roller irgendwohin, dass andere darüber fallen.“
Derzeit darf ein E-Scooter-Fahrer mit 25 km/h die Straßen befahren“, erklärt ein Experte vom Kurartorium für Verkehrssicherheit, „doch die meisten fahren sehr viel schneller.“ So prallte im Sommer ein erst 16jähriger Bursch in der Welser Vogelweidestraße mit seinem getunten Elektroroller mit 50 km/h gegen eine Säule. Ein anschließend durchgeführter Rollentest der Polizei ergab, dass Fahrzeug tatsächlich so schnell fährt. Im Bezirk Gmünd (NÖ) war nur wenige Tage davor ein 14-Jähriger E-Scooter-Lenker mit 90 km/h durch die Stadt gebrettert. Zum Glück war nichts passiert.
„Ich habe wirklich Angst vor den Dingern“ gestand eine 75jährige Welserin dieser Tage einem „Tips“-Reporter. Aus diesem Grund, fordern Verkehrsfachleute, müssen alle E-Scooter mit zwei Bremsen und einer Glocke oder Hupe ausgestattet werden und für deren Fahrer sollte künftig eine Helmpflicht gelten.
Auch eine Führerschein- und Anmeldungspflicht – Stichwort: Nummerntafeln für Elektroroller – sowie eine Versicherungspflicht für die Gefährte und ihre Benutzer wird überlegt.
Das einfachste und Sicherste für alle Beteiligten aber wäre es, dieses „Spaßmobil“ für die Benutzung im öffentlichen Verkehr zu verbieten, heißt es unisono nach einer Blitzbefragung von älteren Welsern.
Junge Leute, so hörte „Wels-Report“ weiter, würden heute nämlich auch die Fahrradprüfung kaum noch schaffen. Denn von 522 Kindern, die sich im Juni dieses Jahres einer Radfahrprüfung stellten, bestanden letztlich nur 412 Teilnehmer und viele davon auch erst mit einer Nachprüfung. Alles in allem sind das 73 Prozent, was für den Verkehrsreferenten der Welser Polizei-Chefinspektor Andreas Weidinger, eine alarmierend niedrige Quote ist. Diesen Kindern später auch noch einen E-Scooter zu überlassen, so die von uns interviewten Welser, wäre verantwortungslos: