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Wels erweitert Museumsangebot mit historischen Panoramen

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Ab Donnerstag, 26. September um 19:00 Uhr hat das Stadtmuseum Burg – Burggasse 13 – zwei zusätzliche Attraktionen zu bieten: Nämlich das vom Medienkulturhaus übersiedelte Kaiser-Panorama sowie das Sterrer-Panorama, die an ihrem neuen Standort offiziell eingeweiht werden. Beide Panoramen entspringen der „Sehsucht“ des 19. Jahrhunderts, als sich das breite Publikum gerne mit derartigen optischen Vergnügungen unterhielt.

Was für ein Panorama!?

Der heute so vertraute Begriff entstand als Kunstwort um 1800. Es setzt sich aus zwei griechischen Wörtern zusammen: „pan“ – „horama“ bedeutet „alles“ – „sehen“. Es bezeichnete zunächst nur eine besondere Form eines Gemäldes: Nämlich das Rundpanorama mit seinem 360 Grad-Rundblick. Diese besondere Form der Darstellung von Landschaften und Städten entwickelte sich Ende des 18. Jahrhunderts. Im Laufe der Zeit wurde der Wortgebrauch zum Muster, um Seherfahrungen zu beschreiben, aber auch, um allgemeine Verhältnisse oder Lebensumstände zu schildern.

Das Sterrer-Panorama

Das Sterrer-Panorama bietet einen 360 Grad-Rundblick auf Wels im Jahre 1851 und entspricht daher dem Wort in der oben beschriebenen ursprünglichen Bedeutung. Der Welser Künstler Josef Sterrer (1807-1888) schuf das Rundgemälde vom Kirchturm der evangelischen Kirche in der Bahnhofstraße aus. Dadurch blickt der Betrachter aus erhöhter Position auf die dargestellte Stadt.

Der Künstler hatte bei seinem Vater das Tischlerhandwerk erlernt und erhielt später seine Ausbildung zum akademischen Maler bei Ferdinand Georg Waldmüller in Wien. 1848 übersiedelte Sterrer nach Eferding, wo er ein Gasthaus erwarb. Er richtete eine Malschule ein, die später nach Linz verlegt wurde. Sein Sohn Karl schlug in Wien ebenfalls eine künstlerische Laufbahn ein und wurde Bildhauer. Einige Jahre nach dem Tod seines Vaters spendete er das Panorama 1897 der Stadt Wels.

Im Original hat das Panorama eine Länge von 2,60 Metern, für die Präsentation wurde es um 580 Prozent auf 15 Meter vergrößert. Dadurch ist es jetzt möglich, viele Einzelheiten des Gemäldes besser zu erkennen. An insgesamt zehn Punkten veranschaulichen zusätzliche Informationen die Veränderung der Stadt in den vergangenen 170 Jahren. Mittels Augmented Reality bietet eine zusätzliche digitale Bildebene den Besuchern mit Animationen, Filmen und Hinweisen eine attraktive und unterhaltende Ergänzung über das Smartphone. 

Das Kaiser-Panorama

Das Welser Kaiser-Panorama gehört zu den wenigen weltweit noch original erhaltenen stereoskopischen Rundpanoramen. In Österreich ist es sogar das einzige! Die kolorierten Stereofotografien auf Glas vermitteln einen dreidimensionalen Seheindruck, und das für bis zu 25 Personen gleichzeitig. Zuletzt mehr als zwei Jahrzehnte lang im Medienkulturhaus (Pollheimerstraße 17) untergebracht, hat das Kaiser-Panorama nun im Stadtmuseum Burg eine passende Heimstätte gefunden.

Die Bilderserien umfassen jeweils 50 Ansichten und werden wie bisher monatlich oder zweimonatlich gewechselt. Gestartet wird von Freitag, 27. September bis Sonntag, 3. November traditionell mit der Serie „Wels I“. Von Dienstag, 5. November bis Sonntag, 1. Dezember zeigt das Kaiser-Panorama „Neapel. Ausgrabungen von Pompeji“, danach gibt es über den Jahreswechsel von Dienstag, 3. Dezember bis Sonntag, 2. Februar Ansichten aus „Neapel. Amalfi. Capri.“ zu sehen.

Solche stereoskopischen Rundpanoramen illusionieren das Publikum seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in nahe und ferne Weltgegenden. Auf diese Weise transportierten diese Medien damals auch Informationen des öffentlichen Geschehens. Anders als bei den heutigen digitalen Meldungen in Echtzeit vergingen damals natürlich einige Wochen zwischen dem Ereignis und dessen Präsentation im Panorama. Dennoch besaßen diese schon den Charakter der späteren Wochenschau in den Kinos und gelten daher als Vorläufer der Kinematografie.

Bereits 1866 war eine derartige Bildermaschine in den Städten der österreichischen Monarchie zu sehen. Die damalige große Nachfrage bewegte den Deutschen August Fuhrmann im Jahr 1883 zur Gründung des Unternehmens „Kaiser-Panorama“. Um 1910 fanden sich bereits in mehr als 250 Städten Filialen mit einem Bildvorrat von mehr als 100.000 Glasstereoskopien. Wichtig: Auch wenn Fuhrmann bei seinen Fotografien den Anspruch auf wissenschaftliche Objektivität stellte, so wurden die Bilder aus europäischer Sicht und aus dem Blickwinkel der Kolonisation aufgenommen.

Das Ende des Ersten Weltkriegs 1918 brachte bekanntlich unter anderem den Zusammenbruch der Donaumonarchie und des Deutschen Kaiserreiches mit sich. Auch die folgerichtige Umbenennung des Unternehmens in „Weltpanorama“ konnte den schleichenden Niedergang durch die immer stärker werdende Konkurrenz durch die Kinos nicht aufhalten. 1923 trennte sich Gründer Fuhrmann von seinem Lebenswerk, die Weltpanorama AG übernahm die Agenden. In Österreich überstanden die Filialen Wels, Graz und Wien die kritische Phase, aber auch hier kam das Ende spätestens 1955.

Das Welser Kaiser-Panorama gastierte erstmals 1897 in der Stadt, nämlich am Stadtplatz (der damals auch als Marktplatz diente). Seit 1903 war es dauerhaft in Wels installiert, und zwar zunächst im 1. Stock des „Rehak-Hauses“ an der Ecke Schmidtgasse 1/Stadtplatz 38. Rund ein Jahr später erfolgte der Wechsel in das Haus Stadtplatz 10. Von 1912 bis zur Einstellung 1954 war der stereoskopische Salon an der Adresse Ringstraße 35 (damals Untere Ringstraße 1) beheimatet, seit 1955 gehört der „Guckkasten“ dem Stadtmuseum. Nach mehr als vier Jahrzehnten kam er nach einer Restaurierung durch den Verein Medienmuseum Wien von Oktober 1998 bis Jänner 1999 sowie bei der Landesausstellung 2000 zum Einsatz. Dank einer Spendenaktion und der Finanzierung durch die Stadt war das Panorama von 2002 bis 2024 zumeist einmal wöchentlich im Medienkulturhaus in Betrieb. 

Allgemeines

Zu sehen sind die beiden Panoramen im Stadtmuseum Burg bei der offiziellen Eröffnung am Donnerstag, 26. September um 19:00 Uhr sowie zu den üblichen Öffnungszeiten: Diese sind Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 17:00 Uhr, Samstag 14:00 bis 17:00 Uhr sowie Sonn- und Feiertag 10:00 bis 16:00 Uhr. Nähere allgemeine Infos finden Interessierte unter wels.at/stadtmuseum im Internet.

Tag des Denkmals

Diese Zeiten gelten auch für den Tag des Denkmals am Sonntag, 29. September: Ausgehend von der Burg bietet an diesem Tag um 14:00 Uhr eine Stadtführung unter dem Motto „Alte Häuser in neuem Glanz“ anhand ausgewählter Gebäude Infos zur Architektur der Wohn- und Geschäftshäuser sowie der Arbeitsweise der handwerklichen Restaurierung und Denkmalpflege. Geschichte(n) aus der Vergangenheit des Handwerks in Wels ergänzen den Rundgang.

In der archäologischen Sammlung in den Minoriten (Minoritenplatz 4) werden um 10:30 Uhr unter dem Titel „Minerva und Vulcanus lassen grüßen“ Handwerksberufe von der Jungsteinzeit bis zur Römerzeit vorgestellt. Weitere Informationen zum bundesweiten Programm des alljährlich stattfindenden Tages des Denkmals sind unter tagdesdenkmals.at im Internet ersichtlich.

Lange Nacht der Museen

Darüber hinaus sind die panoramahaften Neuzugänge natürlich auch bei der Langen Nacht der Museen am Samstag, 5. Oktober ab 18:00 Uhr im Einsatz. Bis Mitternacht gibt es dabei in der Burg neben der Dauerausstellung „Wels. Geschichte einer Stadt“ auch eine Zusammenstellung historischer Filmaufnahmen von Wels von 1925 bis 1985 zu sehen. Auf die kleinen Besucher wartet unter dem Motto „Das macht die Suppe nicht fett!“ eine Rätselrallye.

Eine solche gibt es an diesem Abend auch in den Minoriten (Minoritenplatz 4), und zwar unter dem Titel „Erstaunliches Entdecken“. Erwachsene Gäste können neben der Dauerausstellung zur Entwicklung von Wels von der Steinzeit über die Römerzeit bis zum frühen Christentum auch eine kleine Sonderausstellung bestaunen. Unter dem Motto „Neues Entdecken“ präsentieren die Archäologinnen des Museums Objekte aus dem Depot und stehen für Fragen und Auskünfte zur Verfügung.

Ein regionales Ticket kostet für Erwachsene 6 Euro, für Kinder unter zwölf Jahren ist es gratis. Für nähere Auskünfte steht die Dienststelle Kulturservice per E-Mail unter burgwels@wels.gv.at oder unter Tel. +43 7242 235 7350 gerne zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es auch auf der Website langenacht.orf.at/state/bl/oberoesterreich im Internet.

Das Stadtmuseum ist stets auf der Suche nach Kulturvermittlern für beide Standorte! Voraussetzungen dafür sind das Interesse für geschichtliche Zusammenhänge und die Bereitschaft, dieses Wissen gerne an Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters weiterzugeben. Interessierte können sich per E-Mail unter m@wels.gv.at oder unter Tel. +43 7242 235 7350 melden.

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