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Auweia oder Ai Weiwei

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Für Welser bleibt Bad Ischl auch noch nach dem Kulturhauptstadtjahr attraktiv

Von Kurt Guggenbichler

Für die Welser wird das „verzopfte“ Bad Ischl auch ohne Kulturhauptstadt-Brimborium ein attraktives Ausflugs- und Reiseziel bleiben, wie eine schnelle Straßenbefragung ergab. Denn Zauner, Katrin, Lehar-Theater und Eurotherme wie auch das Huthaus Bittner sind nach wie vor die attraktiveren Stadtmagneten, als beispielsweise die Installationen des chinesischen Künstlers Ai Weiwei.

Bildmontage | Fotocredit: Wikpedia

Das, was Ischl immer schon ausgemacht hat, haben wir gesehen, erlebt und genossen, betonen einige Ausflügler-Familien, die Ischl in den letzten Wochen aufgesucht hatten. Vom angebotenen Programm, das aus Anlass des Kulturhauptstadtjahres arrangiert wurde, haben sie nur die „Sudhaus-Ausstellung“ besucht. Zwar haben sich die Welser vor Antritt der Fahrt im Internet über das Programm informiert, waren danach aber nur ratlos und verwirrt.

Wirklich was vorstellen, konnten wir uns unter den einzelnen Schlagworten und Beschreibungen nicht, hieß es unisono. Einer der Welser, der den Punkt Klanginstallation „Silent Echoes Dachstein“ angeklickt hatte, bekam zu lesen:
„2019 brennt Notre-Dame, die Glocken werden verschont, verstummen aber auf Jahre. Still lauschen sie dem Treiben der Stadt und den Geräuschen der Baustelle. Der US-amerikanische Sound-Artist Bill Fontana macht diese harmonische Antwort der Glocken durch Vibrations-Sensoren hörbar, überträgt die Klänge in die Eishöhlen am Dachstein und spiegelt sie mit den Klängen des schmelzenden Gletschers.“

Hm?! „Ich wüsste gern, was sich die Organisatoren des Kulturhauptstadtjahres dabei gedacht haben? Um das verstehen zu können, muss man zunächst wissen, wie die Programmgestalter ticken. Als Ausstellungskurator, der in seinem Berufsleben Karriere machen und diese auch bis zu seiner Pensionierung erhalten möchte, kann man offenbar heute gar nicht mehr anders, als ständig zu versuchen, mit seiner oder ihrer Arbeit, die links-linke Bildungsschickeria und Medienwelt zu begeistern.

Dieses Bemühen gelingt am besten, wenn man ein Minderheitenprogramm favorisiert, das auch noch gehörig provoziert. Es geht auch gar nicht anders: Denn das, was die Mehrheit möchte, gilt heute als undemokratisch und im höchsten Maß auch als uninteressant, wie man jeden Tag gepredigt und vor Augen geführt bekommt.

Diese Betrachtungsweise, die heute Main-Stream ist, gilt künftige auch für „unliebsame“ Wahlergebnisse, weil man „die dumpfe Masse“ der Bevölkerung zu ihrem Glück zwingen muss wie auch zu einer anderen Sichtweise des Althergebrachten. Das ist jedenfalls die Ansicht der meisten Linken; die diese schon mit der Muttermilch einsaugen und die dann auch als Erwachsene nach dieser Maxime leben und handeln.

Dies trifft auch auf Elisabeth Schweeger zu, sagt man. Sie ist die künstlerische Leiterin für das Kulturhauptstadt-Projekt Bad Ischl. Nach allerlei erfolgreich abgeschlossener Studien hat sie ihre berufliche Laufbahn als Journalstin bei der linken Wiener Stadtzeitung „Falter“ begonnen. Später kuratierte sie die „Documenta“ und auch andere, Provokationen verursachende Ausstellungen. Mit ihrem Gesinnungsteam machte sich Intendantin Schweeger im gern als „verzopft“ charaktersierten Ischl dann daran, den künftigen Besuchern eine andere Sicht auf die alte Kaiserstadt, ihre Menschen und auch auf die sie umgebende Region zu vermitteln. Das ist ihr zwar nicht im ursprünglich angedachten und erwünschten Ausmaß gelungen, doch den meisten Ischlern und ihren Gästen reicht‘s – im wahrsten Sinn des Wortes.

Trotzdem wurde das Kulturhauptstadtprojekt zur Halbzeit als eine gelungene Veranstaltung bejubelt. Auch im Hinblick auf seine touristische Anziehungskraft sei sie ein Erfolg, hieß es. Doch ob es die Masse der Besucher wegen eines aus Legosteinen nachgebauten Attersee-Bildes von Gustav Klimt – um nur ein Beispiel zu nennen –ins Salzkammergut und damit auch nach Ischl zieht, ist mehr als fraglich und wird auch von Touristikern schlichtweg bezweifelt.

Auch die Installation im Stall der Kaiservilla, in der nachgebildete Wehrmachtshelme aus weißer Gmundner Keramik aufgereiht sind, dürften eher nicht zu den Kulturhauptstadt-Magneten gehören, die Besucherströme verursachen. Mit diesen Helmen wolle man an die Gleichschaltung während der Nazizeit erinnern, erfahren die Betrachter, die dieses Arrangement gehörig verstört. Allerdings nicht aus den vom Gestalter beabsichtigten Grund. Denn die Leute waren wegen des traditionellen Bad Ischls in die ehemalige kaiserliche Sommerfrische gekommen, auch wenn auf dieser das imperiale Erbe schwer und bleiern laste, wie die links-linke Standarderzählung den Menschen weiszumachen versucht.

Dieses Manko des belastenden imperialen Erbes und Kitsches versuchen Elisabeth Schweeger und ihr Team mit allerlei „fortschrittlichen“ Aktivitäten auszugleichen und schockierten gleich zur Eröffnung des Kulturhaupstadtjahres mit einem „Pudertanz“, der ordentlich Staub aufwirbelte und der auch nur die woke, queere, links-linke Bildungsschickeria und einige Voyeure entzückte.

„Ich finde es gut, dass Kunst Reaktionen hervorruft“, verteidigte Schweeger daraufhin lapidar das nackte und staubige Bühnengetümmel, mit dem ein Bezug zu Bad Ischl kaum gefunden werden kann. Ob der Kurort im Kulturhauptstadtjahr unbedingt auch eine Plattform dafür sein musste, Besuchern zu erklären, dass diese „ihre Herzen für die Menschlichkeit öffnen sollten, wie auch für Rollstuhlfahrer, Schwarze, Weiße, Magere oder Fette, wie bei einer Tagung von „Literatinnen“ in den Stallungen der Kaiservilla zu hören war, sei dahingestellt.

Was die Nachbildungen von Tierkreiszeichen, die einst aus dem Kaiserpalast in Peking geraubt wurden, am Vorplatz der Kaiservilla zu suchen haben, erschließt sich den meisten Kulturhauptstadtgästen ebenfalls nicht. Auweia, kann man dazu nur verwundert ausrufen oder auch Ai Weiwei. Bei Ai Weiwei handelt es sich aber nicht um ein chinesisches Synonym für „Wow“, sondern um den Namen eines in der Kunstwelt gehypten, chinesischen Künstlers, den man unbedingt für Ischl einspannen wollte, weil er mit seiner Kunst auch Politik macht, wie er schon öfter erklärte und wie seine Installation der Wehrmachtshelme auch dokumentiert.

Doch Ischl- und Salzkammergut-Fans ist die Politik eher Wurscht. Irgendwie kann man verstehen, dass „Salzbaron“ Hannes Androsch, diesem Kulturhauptstadt-Projekt schon beizeiten den Rücken gekehrt hat, obwohl er dem Vorhaben anfänglich aufgeschlossen gegenüberstand. Deshalb dürfte es für ihn wie auch für andere bodenständigere Zeitgenossen ein Trost sein, dass die Ausstellung „Sudhaus – Kunst mit Salz und Wasser“ bislang die meisten Besucher verzeichnete. Darin sind auch die Gäste aus Wels inkludiert.

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